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Das Rasenstück

Diesmal nicht von Albrecht Dürer, sondern von Regina Hellwig-Schmid, Regensburg. Sie hatte die Idee, die Ostermeier-Ruine auf dem Donaumarkt mit Rasenflächen einzugrünen, denn die “Lotterecke” solle in ein “wunderbares Rasenobjekt” verwandelt werden. Diese Idee fand Unterstützung der Stadt und nun soll im Sommer 2008 die “große Kuschelecke” entstehen, die laut MZ vom 24.07.2007 drei Jahre lang Anwohnern und Besuchern gleichermaßen ans Herz wachsen soll. Rechnen wir mal nach: Nach diesen Ausführungen ist also die Neubebauung des Donaumarkts bis 2011 blockiert, mit allen Folgen, die sich daraus ergeben. Die ungeordnete Schiffsanlegestelle bleibt bestehen, Lärm, Feinstaub und Gestank breiten sich am Donaumarkt weiterhin aus, denn laut Stadtverwaltung kann sich diese Situation erst ändern, wenn man weiß, was am Donaumarkt neu gebaut wird.

Nun ist der Donaumarkt nicht irgendeine (Neu-)Bausituation in Regensburg. Blicken wir mal kurz zurück. Im Vorfeld des letzten Bürgerentscheids über den dortigen Stadthallenstandort äußerte sich OB Schaidinger, nachzulesen u.a. in der RUNDSCHAU vom 18.10.2006: “Egal wie das Ergebnis des Bürgerentscheids ausfällt: Auf dem Donaumarkt wird ab dem 18. Dezember in jedem Fall gebaut.” Die Bagger sollten schon im Januar 2007 anrollen. Und ein weiterer Punkt ist noch bedeutsam, nachzulesen in einem Interview mit OB Schaidinger in der Süddeutschen Zeitung vom 19.12.2006, nach dem wiederum verlorenen - nun schon dritten - Bürgerentscheid: “Ich gebe das Projekt Stadthalle nicht auf. Ich gebe nie etwas auf, vor allem wenn es für Regensburg wichtig ist.”
Nun zählen wir mal eins und zwei, vielleicht auch drei zusammen und betrachten die gegenwärtige Situation. Die “wichtigste kommunalpolitische Aufgabe” in Regensburg, an der nun schon fast 30 Jahre lang herumgewerkelt wird, ist angeblich der Bau einer Stadthalle - natürlich auf dem Donaumarkt, dem angeblich “besten” Standort. Die Bevölkerung hat mittlerweile den Großparteien dafür eine Groß-Klatsche verabreicht und in demokratischen Bürgerentscheiden diesen Standort abgelehnt.

Momentan werden von der Stadtverwaltung sechs Standorte untersucht, vier alte und zwei neue. Es ist nicht schwer vorherzusehen, dass daraus wieder nichts wird. Und vor den Kommunlawahlen im März 2008 rührt sich in dieser Frage sowieso nix mehr.

Also zählen wir noch einmal eins und zwei und drei zusammen. Mit dem Rasenstück am Donaumarkt kommen wir locker ins Jahr 2011, das ist dann Halbzeit der voraussichtlich letzten Amtszeit von OB Schaidinger, dessen Ehrgeiz, die Regensburger mit einer Stadthalle zu beglücken, weiter wachsen wird. Im Flächennutzungsplan steht dann für den Donaumarkt - so wie heute - nur “Platz für ein Veranstaltungszentrum”. Und ein Bebauungsplan für eine alternative Bebauung des Donaumarkts steht - ebenfalls wie heute noch - weiterhin nur in der Ankündigungsphase. Was ergibt sich aus alledem? Logischerweise ist dann 2011 wiederum der “beste” Stadthallenstandort der Donaumarkt, zum nächsten - und letzten mal. Bis dahin: Durchhalten!

Im Folgenden die offizielle Pressemeldung der Stadt Regensburg zur “Rasenskulptur”

Kunstprojekt: „Rasenskulptur – ein PerspektivWechsel“
Temporäre Intervention auf dem Abbruchquartier am Donaumarkt von Regina Hellwig-Schmid im Rahmen des Entente-Florale-Bundeswettbewerbs „Unsere Stadt blüht auf“

Die steinerne Wüste des Donaumarkts mit Roll- und Spritzrasen zu begrünen – das ist die Idee der Regensburger Künstlerin Regina Hellwig-Schmid. Ihr Kunstprojekt bildet den Auftakt für viele unterschiedliche Projekte, mit denen sich die Stadt Regensburg am bundesweiten Wettbewerb „Entente Florale – Eine Stadt blüht auf“ beteiligt.

Nach den Plänen von Hellwig-Schmid soll dabei der Teil des Donaumarkts – heute im Eigentum der Stadtbau GmbH -, auf dem noch Abbruchreste der ehemaligen Wurstfabrik Ostermeier stehen, in eine Rasenskulptur verwandelt werden. Dabei wird die vorhandene Geländeform mit den Bauwerksresten in frischem Grün aufleben. Um Pflege und Unterhalt wird sich das Gartenamt der Stadt Regensburg kümmern.

Mit ihrem Projekt will Regina Hellwig-Schmid erreichen, dass für die Regensburger Bürgerinnen und Bürger eine neue Wahrnehmung dieses Geländes angeregt wird und gleichzeitig die Touristen und die Passagiere der Donauschiffe, die Regensburg besuchen, anstatt der grauen und wenig repräsentablen Parkplatzfläche des Donaumarktes einen positiven, ersten „magisch blühenden“ Eindruck vom Welterbe Regensburg mit nach Hause nehmen können.

Die Teilnahme der Stadt Regensburg am Bundeswettbewerb Entente Florale war vom Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr, Umwelt- und Wohnungsfragen am 15. Mai 2007 einstimmig beschlossen worden. Gemeinsam sollen Verwaltung, Politik, Wirtschaft und Bürger mit Hilfe von viel Grün und vielen Blumen dafür sorgen, dass die Stadt Regensburg noch lebendiger und lebenswerter gestaltet wird.

Der Bundeswettbewerb ist eine Initiative des Zentralverbandes Gartenbau e.V., des Deutschen Tourismusverbandes e.V., des Deutschen Städte- und Gemeindebundes und des Deutschen Städtetages. Die Ziele des Bundeswettbewerbes sind:

1. Gestaltung und Erhalt l(i)ebenswerter Städte und Gemeinden für die Einwohner
2. Förderung einer nachhaltigen Grün- und Freiraumentwicklung im Sinne der Lokalen Agenda 21
3. Umwelt- und Naturschutz im besiedelten Raum
4. Förderung von Handel und Gewerbe durch die Schaffung von vielfältigen, lebendigen Innenstädten
5. Steigerung der Attraktivität für Touristen
6. Förderung des Engagements der Bürger und Bürgergruppen

Mit Hilfe dieses Wettbewerbs soll die Attraktivität Regensburgs für Touristen, aber auch für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt noch weiter gesteigert werden. Gemeinsam mit Institutionen, Vereinen, Bürgern, Künstlern und Akteuren sucht das Gartenamt der Stadt Regensburg nun nach weiteren konkreten Projekten, die im Rahmen von „Entente florale“ umgesetzt werden können. Mit dieser Zielsetzung hatten sich bereits am 5. Juli 2007 zahlreiche Interessenten aus unterschiedlichen Bereichen getroffen, um erste Ideen für die Bewerbung der Stadt zum Bundeswettbewerb zu entwickeln. Weitere Treffen folgen.

23. Juli 2007